Auch Promis machen Fehler |
Krause Gedanken 16
von Volker Pöhls |
Wollen wir wetten, dass man den Roman-Erstling von Christian Kracht mit dem schönen Titel "Faserland", der eigentlich gar nicht schlecht ist, ohne Probleme herunterputzen kann? Top, die Wette gilt. Der Roman fängt damit an, dass der jugendliche Held "ein Jever aus der Flasche trinkt" (S.9) und ein schwarzer Windhund "eine große Kackwurst neben einen Tisch setzt", wobei "ein Viertel der Wurst an seinem Hintern klebenbleibt" (11). Dem Helden ist "jetzt richtig schlecht" (11) und findet es "ziemlich peinlich, das Ganze" (12). Gerade fällt ihm ein, wie er einmal "betrunken war und kotzen mußte" (14), da kotzt auch schon "ein völlig betrunkener junger Mann auf die Tür seines türkisfarbenen Porsche-Cabrios" (17). Bei einer Flasche Illesheimer Herrlich denkt der Ich-Erzähler daran, dass von der Zugtoilette "die Pisse von unter dem Zug nach oben" fliegt und einen "Urinfilm auf dem Gesicht" der Reisenden hinterläßt (20), bis er "vollkommen betrunken" (21) ist. Genüsslich berichtet er, wie er einmal "ins Bett gekotzt" und "auch noch ins Bett geschissen" (29) hat. Ein Taxifahrer wird beim Furzen erwischt (33), dann ist dem Protagonisten etwas "peinlich" (35), zwei Seiten später schon wieder etwas, dann wird er "richtig betrunken" (37). Auf Seite 38 ist er dann "betrunkener", als er dachte; ein Mädchen lächelt und "übergibt sich in die Badewanne. Nicht so ein normales Übergeben, sondern ein richtiger Schwall, nur eben nicht grün, sondern rot. Die Kotze klatscht in die Badewanne" (42). Dagegen kann der Taxifahrer nicht anstinken; er hat "Mundgeruch, und außerdem riecht er alt und verwest." (43). Später läuft unserem Helden sein Joghurt aus, sein "ganzer Hosenboden ist naß und klebrig". Das ist ihm "natürlich furchtbar peinlich" (55). Allerdings findet er auch Wim Wenders "schrecklich peinlich" (57). Dabei fällt ihm ein, sie hätten damals "gesoffen wie die Löcher" (58) und ein Freund schreibt ihm, wie "mächtig betrunken" (65) er war. Seite 67 bringt einen Geruch "wie alte Kotze". Kein Wunder, dass ihm "leicht übel" (70) wird; schon muß er sich "übergeben. Große gelbe Kotzschwälle platschen auf den Teppich" (71). Da liegt es nahe, sich daran zu erinnern, wie er mal bei Hansen "in den Garten gekotzt" (73) hat. Es dauert nur bis Seite 75, bis dem Helden schon wieder irgendwas "fast etwas peinlich" ist; dann wird der "süßliche Geruch der Duftwürfel" öffentlicher Pissoirs (76) angesprochen. Plötzlich ist der Held "furchtbar betrunken" (91). Das ist ihm "wahnsinnig peinlich" (91), aber schließlich ist er ja "auch höllisch betrunken" (93). Er merkt noch, dass jemand versucht, ihm "seinen Finger in den Hintern zu stecken" (99), obwohl er "ganz furchtbar betrunken" (100) ist. Das ist "ziemlich peinlich" (104), deshalb erinnert er sich lieber an Zeiten, als er "sehr betrunken" (110) war, und es dauert nicht lange, bis ihm schon wieder etwas "peinlich" ist (114). "Leider Gottes" ist ihm später "alles wieder extrem peinlich" (122). Da ist es besser, eine kleine Zeitreise zu unternehmen in eine Zeit, als er "betrunken gewesen" (130) ist. Dann kommt eine "halbe Erektion" (132) und schon wird er "wieder nüchtern" (142). Dann kackt ein Hund "tatsächlich auf eines von den Gräbern" (152), womit sich der Kreis schließt und das Faserland doch irgendwie einen feinen, produktiven Rahmen bekommt. Ein Buch lächerlich machen ist keine Kunst. Quod erat demonstrandum. |
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© Februar 2001 The Artist formerly known as Dottore
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