Krause Gedanken
von Volker Pöhls
Palp Fiktschen
Im Film "Pulp Fiction" liegt die Frau des Unterwelt-Bosses nach einer Überdosis Koks im Koma, John Travolta jagt ihr eine Spritze mitten ins Herz, sie wacht auf, einer ruft: "Geht es dir gut? Herrgott, wenn es dir gut geht, sag etwas!" - Sie sagt: "Etwas"
Brüllendes Gelächter im Kino. Vermute ich jedenfalls. Weiß ich aber nicht, da ich den Film nicht im Kino gesehen habe. Bei dieser Gelegenheit fiel mir der Klassiker von Werner ein, der die Aufforderung "Sag Bescheid!" wörtlich nimmt und mit einem fröhlichen "Bescheid" reagiert. Wer hätte gedacht, dass Quentin Tarantino Brösels Werner gelesen hat.
Noch mal Palp Fiktschen
In Pulp Fiction erzählt die Frau des Unterwelt-Bosses John Travolta einen Witz. "Drei Tomaten gehen über die Straße. Vater Tomate, Mutter Tomate und Kind Tomate. Kind Tomate trödelt herum. Da haut Vater Tomate Kind Tomate zu Brei und sagt <<KETCHUP>>"
Bedrücktes Schweigen im Kino. Nehme ich an. Weiß ich allerdings nicht, denn ich habe den Film ja nur im Fernsehen gesehen. Wahrscheinlich gucken manche Zuschauer verstohlen nach links und rechts zum Nachbarn, ob der den Witz verstanden hat. DAS SOLL EIN WITZ SEIN ?
Das sind die seltenen Momente, in denen ein Mensch mit einer gründlichen anglistischen Bildung doch eine Messerspitze mehr vom Leben hat, weil dieser nämlich weiß, daß "Ketchup" zwar Tomatensauce bedeutet, das "Catch up" andererseits soviel bedeutet wie "Hol uns ein! Trödel nicht rum!", und damit dieses bescheidene Wortspiel genießen kann, statt die eigene Ignoranz spießmäßig umzudrehen in "War das ein blöder Witz".
Palp Fiktschen zum Dritten
Bruce Willis sagt zu John Travolta: "Was glotzt du so, Freundchen?" John Travolta kontert mit "Ich bin nicht dein Freund!". Diese Antwort gefiel mir ausgesprochen gut. Dabei mußte ich an einen kleinen miesen Urologen denken, der mich auch mehrmals mit "mein Freund" ansprach. Ich war damals leider nicht so schlagfertig wie Johnny Travoltas Drehbuchschreiber. Wäre ich schlagfertig gewesen, so hätte ich ihm kräftig den Marsch geblasen. Vielleicht hätte ich sagen sollen "Mag sein, daß ich IHR Freund bin, aber Sie sind definitiv nicht MEIN Freund." oder "Sie müssen mich mit irgend jemand verwechseln - ich bin nicht ihr Freund" oder vielleicht "Ich bin nicht ihr Freund - ich bin Ihr Patient und mehr nicht."
Hinterher ärgert man sich manchmal tagelang, daß man so und nicht anders gehandelt hat. Hinterher ist man schlauer und phantasiert herum, wie cool man doch hätte sein können.
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