Am Tag, als Gott die Stinktiere erschuf, dann aber auch die Faultiere nicht vergaß |
Krause Gedanken 13
von Volker Poehls |
Als das Namensgedächtnis verteilt wurde, muß ich einen Blackout gehabt haben oder ich mußte dringend mal aufs Klo oder ich hatte dieses ständige Geschubse und Gedrängel um die besten menschlichen Eigenschaften einfach satt - jedenfalls ist mein bemerkenswert unterentwickeltes Namensgedächtnis eine von den Schwächen, die mich so unverschämt sympatisch machen. Eine Möglichkeit, sich Namen besser zu merken - so behaupten jedenfalls Gedächtnis-Trainer - ist das eifrige Bauen von Eselsbrücken. Das Problem besteht dann nur noch darin, sich an die passende Eselsbrücke zu erinnern. Bei mir läuft es meistens so, daß ich die Eselsbrücke vergessen habe. Dann fühle ich mich als der doppelte Versager, weil ich a) den Ausgangsnamen und b) die dazugehörige Eselbrücke in dem Sammelsurium, das sich mein Gedächtnis nennt, nicht wiederfinden kann. Trotzdem möchte ich Ihnen an dieser Stelle einmal das Eselsbrückenprinzip illustrieren, und zwar an dem Beispiel, wie man sich die Namen der ersten beiden Menschen auf dem Mond merken kann. Die Namen der beiden Astronauten waren ARMSTRONG und ALDRIN. Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor [zart besaitete Gemüter mögen den folgenden Absatz bitte überspringen!]: Die beiden Raumfahrer wollen eine Runde fistfucking spielen. "Au fein", sagt der eine, "my ARM is STRONG." Da erwidert der andere: "Ick hev ihn AL DRIN." Okay, okay, jetzt meckern natürlich sofort alle herum und sagen, es sei unlogisch, daß der eine Englisch spricht, der andere dagegen ausgerechnet Plattdeutsch. Jetzt bleibt mal schön cool und fangt nicht an zu hyperventilieren: Die Geschichte soll uns nur dabei helfen, die Scheißnamen der beiden ersten Scheißtypen auf dem Mond nie wieder zu vergessen, verstanden, kapiert, compris ?! |
Tage gibt es, an denen man so richtig durchhängt. Ein solcher Tag fängt meistens schon ganz schlecht an, wenn einem der Kaffeebecher umkippt oder die Zeitung nicht gekommen ist oder die Radionachrichten nur Müll bringen von irgendwelchen entkommenen mutmaßlichen Triebtätern. An solchen Tagen ist es eine Höchstleistung, sich an den eigenen Haaren wieder aus diesem depressiven Sumpf hochzuziehen. Meine Strategie besteht dann darin, mir irgendwelche rosaroten Inselchen herauszupicken und diese so weit aufzublasen, daß dahinter der ganze Schmutz kaum noch zu sehen ist. Die Kunst besteht darin, daß ich mir die Fotos von den ertrunkenen Kühen gar nicht weiter ansehe, denn die können mich nur weiter runterziehen. Auch das Foto von den Feuerwehrleuten, die gerade eine Leiche aus den Schuttbergen gebuddelt haben, versuche ich zu ignorieren. Stattdessen versuche ich, mich an Formulierungen wie diesen zu erfreuen:
Ich stelle mir diesen wohlgerundeten italienischen Knackarsch vor, der Carla das Leben geschenkt hat. Da ist er, der erste Sonnenstrahl in der Düsternis dieses dunklen Tages. Weiter so! Die greise Carla kann von ihrem Haus aus die ganze Zeit diesen Po sehen. Knackepo, Knackepo, ja das macht die Katze froh. Und schon geht es mir wieder ein winziges bißchen besser.
Unter der Autobahnbrücke steht in großen roten Lettern: "LOKI LEBT!". Da muß ich erstmals richtig lachen. Das Lachen gluckert aus mir heraus, schiebt die seelischen Eisschollen endgültig zur Seite. Sie, deren Lebendigkeit niemand anzweifelt, lebt (und hat bestimmt schon wieder irgendeine gezüchtete Blume auf ihren Namen getauft). Und das ganze ist wunderbar prägnant und alliterierend formuliert. Wenn im weiteren Tagesverlauf der eine oder andere Rückfall droht, sofort "LOKI LEBT" oder "KNAACK" oder "Bauernhof direkt am Po" davorschieben. Das sollte reichen, zumindest bis zum nächsten Morgen. |
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